Wanderausstellung startet in Belgien

Ein neuer dreisprachiger #StolenMemory-Container beginnt ab dem 8. Mai 2022 seine Tour durch Belgien. Starten wird die niederländisch-französisch-deutsche Wanderausstellung im Parc du Cinquantenaire am Musée Royal de l’Armée in Brüssel. Die Arolsen Archives, vertreten durch die Direktorin Floriane Azoulay, eröffnen den Container gemeinsam mit dem War Heritage Institute um 13.30 Uhr.

Die Ausstellung erzählt vom Schicksal von zehn KZ-Häftlingen, deren letzter Besitz zum Teil bis heute in den Arolsen Archives aufbewahrt wird. Die Nazis nahmen ihnen bei der Inhaftierung im Konzentrationslager alle persönlichen Gegenstände ab. In einigen Fällen konnten die gestohlenen Erinnerungsstücke dank der Mithilfe von Freiwilligen an die Familien der Verfolgten zurückgegeben werden. Welchen Wert das für die Angehörigen hat, erklärt Floriane Azoulay: „Viele Opfer der NS-Verfolgung konnten ihren Familien keine materiellen Spuren hinterlassen, weil ihnen alles weggenommen wurde. Oft wissen die Familien nichts oder nur wenig vom Schicksal ihrer Großeltern, Eltern, Onkel und Tanten.“ Umso wichtiger ist die Rückgabe der Gegenstände, auch Jahrzehnte nach der Verfolgung.

Unterstützung des belgischen Außenministeriums für #StolenMemory

Unterstützt wird die Wanderausstellung in Belgien vom belgischen Außenministerium. In Zusammenhang mit dem belgischen Vorsitz im Internationalen Ausschuss (IA) der Arolsen Archives hofft der aktuelle Amtsinhaber Gilles Heyvaert, „dass diese Ausstellung dazu beiträgt, junge Menschen für die Konsequenzen zu sensibilisieren, die sich aus der Verharmlosung von Intoleranz, der Angst vor oder dem Hass auf andere und der Diskriminierung anderer Menschen ergeben.“ Die Eröffnung am 8. Mai, dem Tag der Befreiung, soll das Gedenken an die Folgen des Nationalsozialismus anregen.

Die weltweite Suche nach Familien

Seit 2020 reist die #StolenMemory-Wanderausstellung bereits in Deutschland von Ort zu Ort und sucht nach Angehörigen. Zunächst mit einem, und seit 2021 mit einem zweiten mobilen Container. Ein dritter Container, ausgestattet auf Polnisch, Deutsch und Englisch, überquert im Mai 2022 die Grenze nach Polen. Der vierte ist ebenfalls dreisprachig und erzählt die Geschichten von NS-Verfolgten auf Niederländisch, Französisch und Deutsch. „Wir freuen uns darüber, wie groß das Projekt durch die außergewöhnliche Hilfe der Freiwilligen in ganz Europa und unsere Partnerinstitutionen geworden ist. Ohne all die helfenden Hände wäre es uns nicht möglich gewesen, so vielen Familien die Besitztümer ihrer Angehörigen wiederzugeben“, sagt die #StolenMemory-Projektleiterin Charlotte Großmann über die Internationalisierung des Projekts.

Neben der Ausstellung gibt es die #StolenMemory-Website und das Bildungsmaterial nun ebenfalls auf Französisch, Niederländisch und auch Polnisch. So können sich Schülerinnen und Schüler vor Ort forschend mit der NS-Verfolgung auseinandersetzen und über die Gegenstände der ehemaligen KZ-Häftlinge ihre Schicksale nachvollziehen.

Wir suchen: Die Familie von Eugen van Lesberghe

Einer der bisher ungelösten Fälle ist der von Eugen van Lesberghe. Die Nazis zwangen den Schlachtermeister aus Brüssel dazu, im Schlachtereibetrieb Wetzel & Co. in Elmshorn bei Hamburg zu arbeiten. Am 21. November 1942 wurde er vom Amtsgericht in Elmshorn wegen angeblichen Diebstahls von 2,5 kg Rindfleisch zu vier Monaten Gefängnis verurteilt. Die Richter wollten ein Exempel an ihm statuieren und die verhältnismäßig hohe Strafe sollte der Abschreckung dienen. Nach seiner Haft in Neumünster wurde der 37- Jährige nach Belgien abgeschoben. Eugens weiteres Schicksal ist unbekannt. Sein Siegelring wird in den Arolsen Archives aufbewahrt. Wie er dorthin gelangte, ist unklar. Weitere Lebensgeschichten wie die von Eugen gibt es auch in unseren Animationsfilmen und Interviews mit Angehörigen der Verfolgten.

Der Siegelring von Eugen van Lesberghe

Wo wird der Container in Belgien überall haltmachen?

Neben zwei Stopps in Brüssel, wird er auch in Mechelen an der „Kazerne Dossin“, ein ehemaliges SS-Sammellager, und an den Bastogne Barracken zu Gast sein. Auch für das deutschsprachige Ostbelgien sind Standorte geplant. Mehr Informationen finden sich auf der laufend aktualisierten Website. 2024 wird der #StolenMemory Container in die Niederlande reisen.

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