Rückgabe von Erinnerungsstücken an französische Familie
Als die Nazis Maurice Herment verhafteten, nahmen sie ihm alle persönlichen Gegenstände ab, darunter eine Brieftasche mit Fotos und Dokumenten. Bereits in der ersten #StolenMemory-Ausstellung 2018 in Paris haben wir zur Suche nach Maurice Herments Angehörigen aufgerufen. Nun ist es endlich gelungen, seiner Familie die Erinnerungstücke zurückzugeben.
„Durch diese Sachen können wir die Lebensgeschichte von Maurice und seiner Familie weitererzählen und sie an zukünftige Generationen weitergeben, damit sein Mut nie vergessen wird“, sagte seine Großnichte Nathalie bei der persönlichen Rückgabe am 15. März in der ehemaligen Bunkeranlage La Coupole. Die von den Nazis errichtete Anlage im nordfranzösischen Wizernes ist heute ein Geschichtsmuseum. Hier gastiert momentan auch die #StolenMemory-Wanderausstellung.
Von den Nazis verfolgt
Maurice Herment wurde am 15. April 1897 geboren. Er war Eisenbahnbeamter und während der deutschen Besatzung Frankreichs Stationsvorsteher im nordfranzösischen Tergnier. Wahrscheinlich verhaftete ihn die Gestapo am 8. März 1944 wegen Widerstandsaktivitäten. Am 18. Juli 1944 verschleppte die Staatspolizei ihn als politischen Gefangenen in das Konzentrationslager Neuengamme. Hier nahmen die Nazis ihm seine Brieftasche mit persönlichen Dokumenten und Fotos ab. Dazu gehören auch Fotos seines Sohnes und seiner Frau.
Tod in der Lübecker Bucht
Bei den Arolsen Archives gibt es kaum Dokumente über das Schicksal von Maurice. Die letzte Erwähnung als Häftling in Neuengamme stammt vom 8. August 1944. Im französischen Gedenkbuch der Fondation pour la Mémoire de la Déportation ist er als Opfer der Schiffsbombardierung in der Lübecker Bucht am 3./4. Mai 1945 genannt, bei der viele KZ-Häftlinge aus Neuengamme starben. In Tergnier ist eine Straße nach Maurice Herment benann. Eine Gedenkplakette erinnert an seine Verfolgung durch die Nazis.
Erfolgreiche Suche nach der Familie
Der Sohn von Maurice Herment starb im Indochinakrieg und auch seine Frau konnte zu ihren Lebzeiten die Erinnerungstücke nicht zurückerhalten. Seit der ersten #StolenMemory-Ausstellung am UNESCO-Gelände in Paris im Jahr 2018 haben unsere Mitarbeiterinnen gemeinsam mit mehreren Freiwilligen versucht, seine Angehörigen ausfindig zu machen. Nun hat Nathalie, seine Großnichte, die Erinnerungsstücke entgegengenommen.
Bei der persönlichen Rückgabe erzählt sie, dass ihre Familie nichts vom tragischen Ende von Maurice wusste. Nathalie sagt: „Die Deportation aufgrund seines Widerstands und der Krieg im Allgemeinen wurden von der nahestehenden Familie nicht erwähnt, um den Schmerz derjenigen, die diese dunkle Zeit erlebt hatten, nicht wieder aufleben zu lassen. Die Jahre vergingen und das Thema war in Vergessenheit geraten, sodass die nachfolgenden Generationen daher nicht die gesamte Geschichte kannten.“ Das möchte sie nun ändern und seine Geschichte in der Familie weitertragen.
Im vergangenen Jahr konnten wir die persönlichen Gegenstände von 30 französischen Verfolgten an ihre Familien zurückgeben – so viele wie in keinem Jahr seit Projektbeginn. Seit Juni 2023 tourt die #StolenMemory-Wanderausstellung durch Frankreich – gefördert durch das Französische Außenministerium und die Fondation pour la Mémoire de la Shoah. Die aktuellen Standorte finden sich auf unserer Webseite .