Das ist Johannes Berens

Geboren am
27. Januar 1924
in Rotterdam, Niederlande. Der Älteste von drei Geschwistern.

Er folgte dem Vorbild seines Vaters und wurde Polizist.

Als das Haus der Berens bei einem Luftangriff der Deutschen zerbombt wurde, blieben der Familie nur wenige Erinnerungsstücke.

Rotterdam National Archives (208-PR-10L-3)
Nazi-Deutschland griff im Mai 1940 die neutralen Niederlande an. Um eine schnelle Eroberung zu erzwingen, hatte die Luftwaffe am 14. Mai mit der massiven Bombardierung von Rotterdam begonnen. Als die Niederlande kapitulieren mussten, errichteten die Deutschen eine Besatzungsherrschaft.

Was wir über Johannes wissen, setzt sich aus den Fotos und Dokumenten zusammen, die er in seiner Brieftasche trug.

Vielleicht ging er gerne tanzen?

Immerhin hatte er diese Mitgliedskarte dabei.

Er kannte viele Mädchen. Vielleicht waren das nur Freundinnen, vielleicht seine Freundinnen.

Er hat wohl gerne Sport gemacht und war ziemlich sicher Raucher…

…aber eigentlich können wir über ihn nur rätseln.

Was er auf jeden Fall war, ist mutig. Mutig und anständig.

Er war keiner, der nur stumpf Befehle ausführte.

Deportation United States Holocaust Memorial Museum, courtesy of Lydia Chagoll, 15338
Erste antisemitische Maßnahmen zum Ausschluss der Juden aus dem öffentlichen Leben erwirkten die Deutschen direkt nach der Besatzung. Später folgten Razzien und Deportationen in die Vernichtungslager.

Johannes sollte dabei helfen, Juden, die sich versteckt hielten, aufzuspüren und ins KZ zu bringen.

Passbild Anne Frank Anne Frank House, Amsterdam
Viele jüdische Familien versuchten sich vor der Verfolgung und den Deportationen zu verstecken. Ungefähr ein Drittel der rund 30 000 Menschen wurde verraten oder entdeckt und deportiert, darunter Anne Frank und ihre Familie.

Johannes hat sich geweigert.

Die Nazis deportierten ihn daraufhin im Oktober 1944 ins Konzentrationslager Neuengamme in Hamburg.

Seine Häftlings-nummer war die 56240.

Häftlingsjacke United States Holocaust Memorial Museum, Gift of Alec Tulkoff, 2015.586.2
Die Häftlinge in den Konzentrationslagern erhielten bei der Aufnahme eine Registrierungsnummer. Sie war auf der Kleidung fixiert. Von diesem Zeitpunkt an zählte ihr Name nicht mehr. Sie mussten sich mit dieser Nummer melden und wurden so aufgerufen.

Er musste Zwangsarbeit leisten.

Zwangsarbeit NIOD 67198
Die Häftlinge wurden vor allem bei Bauarbeiten und in der Rüstungsindustrie eingesetzt. Schwerste körperliche Arbeit bei mangelnder Ernährung und Hygiene sowie Misshandlungen sorgten für hohe Sterberaten bei den Männern und Frauen.

Johannes kam ins Außenlager Meppen-Versen, um Panzergräben auszuheben.

Am 25. März 1945 räumte die SS das Lager. Die „marschfähigen“ Häftlinge wurden zu Fuß nach Bremen getrieben.

Die letzte Station war das Sterbelager Sandbostel.

Dort wurde Johannes mit Tausenden von Häftlingen ohne Essen und ohne medizinische Hilfe sich selbst überlassen.

Wer, wie er,  noch am Leben war, wurde am 29. April 1945 von den Alliierten befreit.

Befreiung des Konzentrationslagers Sandbostel IWM, BU 6203
Die britischen Soldaten waren erschüttert von den Anblicken im Lager. Etwa 2.000 KZ-Häftlinge waren innerhalb der letzten Tage vor der Befreiung gestorben.

Aber für Johannes war es zu spät.

Er starb nur wenige Tage nach der Befreiung an Tuberkulose. Mit 21 Jahren.

Seine kleine Schwester Johanna fand kurz nach Kriegsende seinen Namen auf einer Opferliste.

Sie war es dann auch, die es ihren Eltern sagen musste.

Dass er es nicht geschafft hatte.

Ihnen blieben nur die wenigen Erinnerungen, die sie durch den Krieg gerettet hatten.

Es sollte weitere 71 Jahre dauern, Johanna zu finden. Denn es galt noch eine Brieftasche zu übergeben.

Darin die persönlichen Gegenstände, die ihr großer Bruder in seinen letzten Lebensmonaten bei sich getragen hatte.

So bekam Johanna auch das einzig erhaltene und ihr bis dahin unbekannte Kinderfoto von ihrem großen Bruder.

Zu Johannes Effektenseite

Schul- und Bildungsprojekte

Die „Effekten“ und die Schicksale ihrer Besitzer sind greifbar und bieten spannende Möglichkeiten für ein forschendes Lernen über die NS-Verfolgung im Unterricht wie in Projekten. Wer tiefer einsteigen möchte, kann dabei helfen Familien zu finden.

Thematischer Einstieg

Was sind Effekten und was können wir mit ihnen erforschen? Material für einen kurzen Einstieg in die Thematik zu Beginn einer Schulstunde oder eines Projekttags. (verfügbar ab 09/2020)

Lerneinheit 1

Auseinandersetzung mit der NS-Verfolgung am Einzelschicksal: Lerneinheit zu den drei unter „Memories“ präsentierten Personen; Erarbeitung eines Zeitstrahls. (verfügbar ab 09/2020)

Lerneinheit 2

Effekten von KZ-Häftlingen als Schlüssel zur Untersuchung der NS-Verfolgung: Vertiefende Lerneinheit mit Dossiers zu 20 Biographien und einer Europakarte (verfügbar ab 09/2020)

Lerneinheit 3

Mithelfen bei der Rückgabe! Instagram-Postings zur Unterstützung der Suche nach Angehörigen: Lerneinheit mit interaktiver Karte; eigene Suchaufrufe verfassen. (verfügbar ab 09/2020)

Über uns

Auf unserer Website könnt ihr mehr über unsere Arbeit erfahren. Und wie ihr mitmachen könnt, um die Erinnerung und Geschichte wachzuhalten.

Arolsen Archives

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