Ring von Ravensbrück-Überlebender geht an ihre Enkelinnen

Am 10. Juli fand in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eine besondere Übergabe statt: Der Ring der polnischen NS-Verfolgten und Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers Ravensbrück Halina Kucharczyk wurde an ihre Enkelinnen Sylwia und Anna Kucharczyk übergeben. Einer #StolenMemory-Freiwilligen war es gelungen, die Familie von Halina ausfindig zu machen.

Armbanduhren und Eheringe, Briefe und Fotos – die Nationalsozialisten nahmen den Menschen in den Konzentrationslagern all ihre persönlichen Gegenstände ab. Die Arolsen Archives verwahren noch etwa 2.000 Gegenstände – sogenannte Effekten – die sie mithilfe von Freiwilligen an die Nachkommen zurückgeben. Einige dieser Gegenstände wurden auch ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Ravensbrück abgenommen und von der SS in der dortigen Effektenkammer verwahrt – darunter der Ring von Halina Kucharczyk.

Der Ring von Halina

Halina Łątkiewicz (später Kucharczyk) wurde am 6. Februar 1924 in Warschau geboren und lebte dort bei ihrer Mutter. Im Sommer 1944 verhafteten die deutschen Besatzer Halina im Kontext des Warschauer Aufstands und verschleppten sie zunächst in das Konzentrationslager Ravensbrück. Vermutlich war sie später in einem der vielen Außenlager des KZ Neuengamme inhaftiert. Darauf deutet der Effektenumschlag hin, in dem der Ring in Bad Arolsen aufbewahrt wurde. Am 2. Mai 1945 wurde Halina endlich durch die amerikanische Armee befreit. Kurz darauf heiratete sie in einem Camp für Displaced Persons in Schleswig-Holstein den ebenfalls aus Polen stammenden Stanisław Kucharczyk. Zusammen kehrten sie im Dezember 1945 nach Polen zurück. Halina starb dort im Juni 1999.

Ein besonderes Erinnerungsstück

Im Frühjahr 2025 gelang es der Freiwilligen Manuela Golc, über die Friedhofsverwaltung in Radom den Kontakt zu Halinas Familie herzustellen. Für die Übergabezeremonie besuchte die Familie erstmals die Gedenkstätte Ravensbrück.

Malgorzata Przybyla von den Arolsen Archives übergibt den Ring an die Familie. Foto: Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Sylwia Kucharczyk war sehr gerührt und erzählte: „Meine Großmutter hat nie über ihre Inhaftierung gesprochen. Anfang des Jahres ist unser Vater gestorben. Nur zwei Monate später erreichte mich die Nachricht, dass ein Ring meiner Großmutter bei den Arolsen Archives verwahrt wurde. Ich glaube, es war eine Fügung.“ Die Enkelinnen hatten schon lange vor, die Gedenkstätte zu besuchen. Mit der Nachricht vom Ring ihrer Großmutter haben sie begonnen, sich genauer mit ihrer Verfolgungsgeschichte zu beschäftigen. Zur Rückgabe brachten sie Fotos von Halina und Dokumente aus dem Familienarchiv mit, die sie der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und den Arolsen Archives als Kopie übergaben.

Dokumente und Fotos aus Halinas Leben. Foto: Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Nachdem im Sommer 2023 bereits die #StolenMemory-Wanderausstellung die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück besuchte, fand nun erstmals eine Übergabe persönlicher Gegenstände an eine Familie vor Ort statt.

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